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Dienstag, 7. Oktober 2014

Weselsky lebt nur sein Ego

Eine persönliche Betrachtung des ehemaligen GDL-Bundesvorsitzenden und Bundesehrenvorsitzenden Manfred Schell 

Er lebt sein Ego, dies ist einer der markanten Wesenszüge des amtierenden GDL-Vorsitzenden Weselsky. Er gilt als dünnhäutig und empfindsam, er hält sich für „die GDL“ und genau deshalb scheint er für den ihm treu ergebenen GDL-Hauptvorstand unverzicht- wie unersetzbar. Keiner seiner satzungsgemäßen Auftraggeber, allem voran der GDL-Hauptvorstand scheint in der Lage, sich dank Gestus, Habitus und Sprache so in Szene zu setzten, zum Angriff zu blasen und elementare Themen zu setzen, nein, nicht einmal zu differenzierter Gegenmeinung auszuholen. Allein nicht zum Ja-Sager-Komitee zu gehören, hat für die Mitglieder des Hauptvorstandes persönliche und gewerkschaftliche Konsequenzen zur Folge. Deshalb gibt es innerhalb der GDL keine offene Kritik am Vorsitzenden. Kritik nach seiner Gesinnungslage nutzt nur dem Gegner, also dem „Klassenfeind“. Er strahlt eine eiserne Disziplin aus, als wäre er einer sozialistischen Kaderschmiede erwachsen. Er lebt nicht die GDL. Er bekundet öffentlich, die Interessen seiner Mitglieder zu vertreten. Er mag glauben, einer der ihrigen zu sein.

Schlagworte wie „gerechtes Einkommen, Arbeitsplatzsicherheit, familiengerechte Arbeitszeit“ passen sicherlich in jedes gewerkschaftliche Vokabular, erweisen sich jedoch vielfach als Placebos gegenüber den eigentlichen Mitgliederinteressen.

Der politische Leitsatz „Politik ist die Umsetzung des Machbaren“ ist nicht zu bestreiten. Forderungen zu stellen ist die Seite des Wollens, die Realisierung jedoch die des Machbaren. Im konkreten Fall bedeutet das für die GDL: Wer abseits basisorientierter Versammlungsbeschlüsse eigenwillig Forderungen stellt, diese den Mitgliedern als erzielbar vermittelt jedoch den Erfolg abhängig von deren Arbeitskampfmoral macht, der täuscht nicht nur, der verführt!

Es muss mehr als bezweifelt werden, dass das klassische Mitgliederpotenzial der ältesten deutschen Gewerkschaft, die Lokomotivführer, aus gewerkschaftlich begründetem Konkurrenzdenken bereit sein wird, derzeit einen unbefristeten Arbeitskampf zu führen. Nein, die GDL-Mitglieder haben aus guten Gründen 2007/2008 einen 18monatigen Arbeitskampf geführt zur Erreichung eines eigenen Tarifvertrages, wobei nicht verschwiegen werden soll, dass auch seinerzeit die Forderung bestand, neben Lokführern den Zugbegleitdienst in die Tarifführerschaft der GDL zu vereinen. Dass dies letztendlich gescheitert ist, lag in der Tatsache des nicht Erzwingbaren begründet. Es blieb nur die Möglichkeit, für die bei der GDL organisierten 78% der Lokführer einen eigenen Tarifvertrag zu bekommen und damit die 31% in der GDL organisierten Zugbegleiter zu enttäuschen. Der Tarifvertragsabschluss 2008 fand in einer Urabstimmung der Mitglieder einen überwältigenden Zuspruch.

Der Unterschied zur heutigen Auseinandersetzung, welche, wenn sie denn wollte, die DB schnell beenden könnte, liegt in Folgendem: Die 5% Lohnplusforderung bedeutet seit jahrzehntelang gelebter Praxis einen Abschluss von ca. 3,5%. In der heutigen Zeit der wirtschaftlichen Lage der DB angemessen. Die Forderung nach 2 Stunden. Wochenarbeitszeitverkürzung entspricht einer finanziellen Forderung von ebenfalls 5%. Die geforderte Arbeitszeitabsenkung würde zur Folge haben, dass der beklagte Überstundenberg in den kommenden 5 Jahren ein weiteres überproportionales Ansteigen der Mehrarbeit bedeutet. Aus dieser Warte ist diese Forderung kontraproduktiv. Das nicht zu leugnende Problem des Personalmangels lässt sich nur durch eine verstärkte, intensive Nachwuchsgewinnung schrittweise beheben. Hierfür wären vertragliche Vereinbarungen zwischen GDL und DB zielführend, entsprechende Forderungen sind indes nicht erkennbar.
Es scheint nicht unrealistisch, dass hinsichtlich der rein materiellen GDL-Forderungen für die DB-Lokomotivführer ein Kompromiss erzielbar ist. Nur kann dieses nicht zu einem Ergebnis führen, so lange der amtierende GDL-Vorsitzende an seiner derzeit absolut unrealisierbaren Forderung festhält, auch einen Tarifvertrag für Berufsgruppen außerhalb der Lokführer, nämlich für Zugbegleiter, Bordgastronomie und weitere Berufssparten zu erlangen. Die mit der GDL konkurrierende EVG wird dies in inhaltlicher Übereinstimmung mit der Arbeitgeberseite nicht akzeptieren und sich dabei auf jene unwiderlegbaren Fakten berufen, welche der GDL nach dem Moderationsverfahren in 2008 die Zuständigkeit einzig für die Lokomotivführer im DB-Konzern attestierte. Den Organisationsgrad innerhalb der übrigen Berufsgruppen des DB-Fahrpersonals auf ein Niveau auszubauen, welches eine tarifliche Zuständigkeit der GDL unbestreitbar begründet hätte, ist unter der Regie ihres amtierenden Vorsitzenden Weselsky schlichtweg verpatzt worden.

Wie kann also der gordische Knoten durchschlagen werden? DB und EVG schauen jetzt hoffnungsvoll auf den Gesetzgeber. Dies in der Hoffnung, dass eine Regelung auf den Weg gebracht wird, welche die grundsätzlich garantierte Tarifautonomie und damit das Streikrecht zwar nicht beeinträchtigt, der Grundsatz „ein Betrieb – ein Tarifvertrag“ ungeachtet dessen aber gesetzlich normiert wird. Niemand leistet diesem für die GDL hochriskanten Vorhaben derzeit mehr Vorschub, als ihr amtierender Vorsitzender.

Der aktuelle Tarifkonflikt wird zur Folge haben, dass er nicht den Bedürfnissen der Lokomotivführer entspricht. Er soll vielmehr der große Wurf des GDL-Vorsitzenden nach dem egoistischen Motto werden: ich will – ich erreiche – ich setzte durch! Im Falle des Scheiterns wird es dann heißen: der Hauptvorstand hat beschlossen – die Mitglieder haben es so gewollt. 

Im Ergebnis jedoch wird es bedeuten, dass die GDL durch das gelebte Ego ihres amtierenden Vorsitzenden auf Dauer schwer geschädigt ist. Mittlerweile agiert die Arbeitgeberseite in offensichtlicher Kenntnis der wahren Beweggründe des amtierenden GDL-Bundesvorsitzenden hinsichtlich dessen eigensinniger wie unprofessioneller Tarifpolitik in der Form, dass sie sich in einem Offenen Brief direkt an die Klientel der GDL wendet. Man muss kaum Gefahr laufen, als Denunziant der GDL eingestuft zu werden, wenn man dem achtseitigen Schreiben des AGV-MoVe-Geschäftsführers Bayreuther eine weitgehend realistische Einschätzung der Dinge attestiert. Das Schreiben enthält wesentliche Fakten, die kaum wegzudiskutieren sind und die tarifpolitische Inkompetenz der GDL-Führung geradezu offenlegen.


Offener Brief Agv MoVe an GDL zum Tarifkonflikt
http://www.indemore-gdl.de/wp-content/uploads/2014/10/Offener-Brief-Agv-MoVe-an-GDL-zum-Tarifkonflikt.pdf



Manfred Schell
Gründungsmitglied InDemoRe-GDL


  • Link zum Post: http://www.indemore-gdl.de/allgemein/weselsky-lebt-nur-sein-ego/
  • Link zu Initiative für Demokratie und Rechtsstaatlichkeit in der GDL: http://www.indemore-gdl.de



Initiative für Demokratie und
Rechtstaatlichkeit in der GDL
V.i.S.d.P.: Dieter Kowalsky
E-Mail: info@indemore-gdl.de
www.indemore-gdl.de

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